Montag, 22. März 2010

Zweite Eindrücke

Hallo zusammen,

zunächst noch vielen Dank für die vielen lieben Rückmeldungen und mitfühlenden Worte (auch dem Schwein gegenüber) nach meiner ersten Mail! Ich war übrigens in Frankfurt am Flughafen nicht alleine sondern in Begleitung meiner lieben Mitbewohnerin Karin, die sich in letzter Sekunde durch einen fiesen Trick in den Bus zum Flughafen geschmuggelt hat (sie wollte nur mein Gepäck reinstellen, und dann blieb sie einfach sitzen) - im Nachhinein war ich aber natürlich heilfroh, Unterstützung zu haben.

Nachdem ich die ersten 3 Tage im Krankenhaus durchgestanden hatte, bekam ich unerwartet Begleitung durch 3 dänische Medizinstudentinnen, die für einen Monat hier sein werden. Sie wohnen in den Zimmern neben mir im Wohnheim und wir sind tagsüber viel zusammen im Krankenhaus unterwegs. Anfangs hatte ich mich darüber gefreut, bis ich feststellen musste, dass sie, sobald wir zu viert sind, fast nur noch Dänisch sprechen, auch auf freundliches Nachfragen meinerseits. Dänisch versteh ich nun leider überhaupt nicht - dumme Kombination. Dafür haben wir zu viert etwas mehr Freiheiten, so dass meine Klinikumstage letzte Woche auch schonmal um 15 Uhr geendet haben (natürlich war aber auch weiterhin 21 Uhr dabei). Wir hatten einen echt guten Nahtkurs, der kommenden Mittwoch in die zweite Runde geht. Diesmal müssen wir 3 chirurgische Knoten in 2,5 Minuten machen, sonst werden wir im OP nicht an den Tisch gelassen. Na dann... Mein PC-Kabel ist schon vollgeknotet.

Donnerstag hat unsere Abteilung (Gastro-Chirurgie) eine Willkommensparty für uns geschmissen, es waren letztlich 25 Ärztinnen/Ärzte + Studenten versammelt. Wir haben uns in einem japanischen Restaurant/Bar getroffen, hatten ein großes Zimmer mit Tatamimatten für uns (Reismatten, man sitzt dann auf dem Boden an niedrigen Tischen) und jede Menge zu essen (sowas wie Fondue oder Eintopf, wird direkt auf dem Tisch zubereitet) und zu trinken. Snacks gabs auch, z.B. frittiertes Hähnchen oder frittierte Spaghetti... Alkoholpegel und Gesichtsrötung verhalten sich bei Japanern direkt antiproportional zu ihren Hemmungen gegenüber Ausländern, so dass sich die Gespräche freudig entwickelten, alle mal untereinander die Plätze tauschten und auch der schüchternste Arzt/Student auf einmal Englisch zu sprechen begann. Am Ende des Abends ging ich mit dem Versprechen nach Hause, man würde mich mal mit genau diesem einen Typ aus der Basketballmannschaft bekannt machen, der hätte schließlich sein ganzes Leben auf mich gewartet... na klar ;)

Noch ein paar Sätze zum Essen: mein Frühstück besteht meist aus Müsli oder Honigbrot (Brot... wenn man die weiße Pappe so nennen mag...), Mittagessen gibts in der Kantine. Die Auswahl ist groß: Nudelsuppen jeder Form und Größe, eingelegtes Gemüse, Fisch, Reis, Curry, japanische Frikadellen, koreanische und chinesische Gerichte, ab und zu auch mal Spaghetti, aber den traue ich nicht über den Weg. Die Preise sind in etwa wie bei uns, aber ich wage zu behaupten dass die Qualität hier besser und das Essen gesünder ist als in der Frankfurter Mensa.
Abends gibts dann bei mir oft nochmal Reis mit irgendwelchen Additives (siehe Bild, hier salzig eingelegte Pflaume, Seetangblätter, Sesam-/Hühnchen-Streusel). Das japanische Essen schmeckt mir unglaublich gut und ist auch echt vielfältig, bisher habe ich noch nicht viel doppelt gegessen. Gegen eine gute Spaghetti-mit-Pesto-Kombi hätte ich allerdings auch mal wieder nichts einzuwenden...

Und dann gibt es natürlich noch die Süßigkeiten hier, die sich schon sehr von den deutschen Nachspeisen unterscheiden. Ganz oben auf meiner persönlichen Beliebheitsskala rangieren die Kinako-Mochi, das ist eine zähe klebrige Masse aus gestampftem Reis mit einem Sojabohnenmehlzuckergemisch Namens Kinako (http://de.wikipedia.org/wiki/Kinako), dicht gefolgt von Süßigkeiten die Ankopaste enthalten (süße rote Bohnen, http://de.wikipedia.org/wiki/Rote_Bohnenpaste) und hervorragend zu grünem Tee passen. Allerdings gibt es auch ganz normale Schokolade für zwischendurch :)

Das Schwein lebt übrigens noch, es wird Montag + Dienstag in einer Woche operiert werden. Hatte ich erwähnt, dass wir uns einen Namen für unseren Patienten überlegen müssen, damit wir verantwortungsvoll damit umgehen? Als ob das nötig wäre... ich hab so schon genug Respekt.

So ihr Lieben, das Bett ruft so langsam, schließlich will morgen wieder früh aufgestanden und lang durchgehalten werden.

Viele Grüße,

Beate

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